Erstmals findet der Marathon ganz weit abseits des Haupt-Olympiaorts statt. Sapporo liegt rund 1.100 km nördlich von Tokyo. Normal findet in Sapporo der Hokkaido-Marathon statt, die Verantwortlichen dieses Marathons sind auch für die Organisation des Olympia-Marathons zuständig, der aber auf einer völlig anderen Strecke gelaufen wird. Die Strecke ist eine erste etwas längere Runde mit 12,2km und drei weiteren 10 Kilometer Runden eingeteilt und weist insgesamt 108 Höhenmeter auf.
Mit einer Reihung anhand der Bestzeiten ist bei den zu erwartenden Bedingungen (25°C-30°C / 70% Luftfeuchtigkeit bei den Frauen) aber nicht zu rechnen. Das beide Österreicher mit heißen Bedingungen prinzipiell umgehen können, hat der EM-Marathon in Berlin 2018 gezeigt, wo Herzog und Ketema mit zwei Top-10 Resultaten überraschen konnten und damit den Grundbaustein für Bronze im Team gelegt haben. Die Bedingungen mit der hohen Luftfeuchtigkeit kommen in Sapporo jedoch erschwerend hinzu. Lemawork Ketema meinte: "Anfangs war die Anpassung, die schon einige Tage dauerte, eine echte Challenge. Mittlerweile läuft es ganz gut." Trainer Harald Fritz ergänzte: "In Doha war die Luftfeuchtigkeit sogar noch ein größeres Problem, hier kommt jedoch die Sonneneinstrahlung dazu, falls es nicht bewölkt sein wird." Hannes Langer, Trainer von Peter Herzog, analysierte das Damenrennen genau und meinte: "Im Prinzip gab es keine großen, neuen Erkenntnisse, die wir vorher nicht schon gewusst haben. Das bestätigt uns in unserer Planung. Diejenigen die Mut bewiesen haben, aber vor allem auch clever gelaufen sind, sind sehr weit vorne gelandet. Die Äthiopierinnen sind sehr kurzfristig angereist und hatten offensichtlich Probleme. Wir sind schon gut adaptiert, da haben wir vermutlich nicht viel falsch gemacht. Es geht morgen darum, vor allem die individuell richtige Balance zu finden und die Energie, die man mitbringt, möglichst gut halten zu können und weniger um Kilometerschnitte."
An den ersten beiden Verpflegungsstationen bei 5 und 10km werden die Läufer ihre Getränke und Kühlungen selbst aufnehmen müssen. Die restlichen drei Verpflegungszonen, die jeweils dreimal durchlaufen werden, werden von Harald Fritz, Richard Högler und Hannes Langer betreut. Die Veranstalter haben sich auch im Vorstartbereich besondere Mühe gegeben und bieten neben Zelten für alle Länder auch ein klimatisiertes Zelt, sowie ein Eisbecken an. Wichtig wird sein, die Körperkerntemperatur gut im Griff zu halten.
Höhentraining für Ketema als zentraler Baustein
Lemawork Ketema war seit Anfang Juni fünf Wochen lang in Äthiopien, wo er sich in Addis Abeba auf 2.500-3.000 m Seehöhe auf sein Olympia-Debüt vorbereitet. Anfang Juli verbrachte er dann eine Woche in Wien, nahm an der offiziellen Einkleidung und auch als einziger Leichtathlet an der Vereidigung durch den Bundespräsidenten teil. Von 9. bis 26. Juli waren sein Trainer Harald Fritz und er dann in Sestiere (ITA), wo sie wie in Äthopien zuvor, mit dem israelischen Nationalteam, welches ausschließlich aus gebürtigen Äthiopiern besteht, trainierten. Harald Fritz berichtete von einer "sehr guten Trainingsgemeinschaft" und auch von zwei langen Tempoläufen in Turin, um sich an die Hitze zu gewöhnen. "Sestriere eignet sich auch, um "live high, train low" zu praktizieren", wie er berichtet.